MAKE – Vom Baumwollfeld bis zum Kleiderbügel

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Ein nachhaltigeres Produkt fängt bereits beim Design und der Materialauswahl an. Um die menschen- und umweltrechtsbezogenen Risiken für Materialien zu erkennen und zu minimieren, führen wir umfangreiche Risiko- und Hintergrundanalysen durch. Auf Basis dieser Analysen haben wir konkrete Zielvorgaben und Maßnahmen für die S.OLIVER GROUP sowie ihre einzelnen Marken formuliert. Um sicherzustellen, dass unsere Produkte auch den definierten Nachhaltigkeitsanforderungen entsprechen, setzen wir international anerkannte Standards und Zertifizierungen ein.

In regelmäßigen Abständen prüfen wir die Zielerreichung sowie die Wirksamkeit der Maßnahmen und passen diese bei Bedarf an. Dies haben wir Ende 2023 getan und unsere Materialziele überarbeitet und weiter konkretisiert.

Produktanforderungen
Definition "nachhaltigere Produkte"
Zielsetzung
Aktueller Material- und Fasereinsatz
Produktanforderungen

Alle unsere Produkte erfüllen unsere ökologischen und sozialen Mindestanforderungen an Material und Herstellung: von Sozial- und Sicherheitsstandards bis zum Chemikalienmanagement und Tierwohl.

Ein nachhaltiges Produkt muss viele verschiedene Anforderungen erfüllen — was gar nicht so einfach ist. Deshalb haben wir klare Kriterien für unsere nachhaltigeren Produkte definiert. Welche genau, findest du im nächsten Reiter unter Definition “nachhaltigere Produkte”.

2023 haben wir uns dafür entschieden, zukünftig keine PFAS mehr in unseren Artikeln einzusetzen. Das gilt für alle Artikel, die ab Herbst 2024 erscheinen.

PFLANZLICHE FASERN & MATERIALIEN

Baumwolle

Baumwolle macht die Hälfte unseres Produktportfolios aus und zählt somit zu unseren bedeutendsten Fasern. Der Anbau und die Verarbeitung von Baumwolle sind allerdings mit sozialen und ökologischen Risiken verbunden. Dazu zählen unter anderem Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Gesundheitsrisiken durch den Einsatz von Pestiziden und Chemikalien sowie geringe Löhne.

Unser Ziel: 100% nachhaltigere Baumwolle im Jahr 2024. 2023 stammten 93% der Baumwolle im Hauptmaterial aus nachhaltigeren Quellen.

MASSENBILANZIERUNG

In der Massenbilanz halten sich Rohstoff und Endprodukt die Waage

Unsere Supplier kaufen eine bestimmte Menge an Baumwolle, die für die Herstellung unserer Ware benötigt wird, über die Initiativen Cotton made in Africa und Better Cotton ein. Bei der Weiterverarbeitung kann es sein, dass diese Baumwolle dann mit gewöhnlicher Baumwolle gemischt wird. Das heißt, dass das finale Produkt nicht zwingend vollständig aus Baumwolle der Initiativen besteht. Wichtig ist allerdings, dass die dem Produkt entsprechende Menge Baumwolle aus verantwortungsvolleren Quellen stammt und in unsere Lieferkette gelangt.

PFLANZLICHE FASERN & MATERIALIEN
Diese Baumwolle setzen wir ein

Wir arbeiten mit Better Cotton zusammen, um den Baumwollanbau weltweit zu verbessern. Die Mission von Better Cotton ist es, Baumwollgemeinschaften in ihrer Entwicklung zu unterstützen und dabei die Umwelt zu schützen und zu regenerieren. Über seine Implementierungspartner bildet Better Cotton Bauern und Bäuerinnen aus, die Umwelt zu schützen und die Rechte und das Wohlergehen der Arbeiter:innen zu respektieren. Better Cotton wird über ein Massenbilanzsystem beschafft und kann Endprodukten nicht physisch zugeordnet werden.

Seit 2009 sind wir stolzer Partner der Initiative Cotton made in Africa (CmiA), einem international anerkannten Standard für nachhaltige Baumwolle, die von afrikanischen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern angebaut wird. Durch unsere Zusammenarbeit vertiefen die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ihr Wissen über nachhaltige Landwirtschaft und Umweltschutz. Die CmiA-verifizierte Baumwolle, die wir für unsere Produkte nachfragen, hat sehr geringe Auswirkungen auf die Umwelt und bewirkt eine Unterstützung der Dorfgemeinschaften in Afrika. So ist beispielsweise der Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut untersagt und die Verwendung von Pestiziden und Herbiziden stark reguliert.

Darüber hinaus engagiert sich die Initiative in sozialen Projekten – unter anderem im Bereich Frauenförderung, Bildung oder Gesundheit – und investiert Einnahmen für Lizenzgebühren in die Anbauregionen der Baumwolle. Cotton made in Africa wird über ein Massenbilanzsystem beschafft und kann Endprodukten nicht physisch zugeordnet werden.

Im Vergleich zu herkömmlicher Baumwolle hat Bio-Baumwolle geringere Auswirkungen auf die Umwelt und die Biodiversität als auch auf die Gesundheit der Farmer:innen, denn im Anbau von Bio-Baumwolle wird auf den Einsatz von künstlichen Düngemitteln, Pestiziden und Herbiziden verzichtet. Gleichzeitig muss ein Fruchtwechsel eingehalten werden, sodass abwechselnd verschiedene Kulturen auf der Agrarfläche angebaut werden. Dadurch wird die Bodenfruchtbarkeit verbessert und der Humusanteil erhöht, sodass der Boden mehr CO2 aufnehmen kann. Zudem dürfen keine chemischen Entlaubungsmittel eingesetzt werden, die die maschinelle Ernte der Baumwolle erleichtern, aber potenziell gesundheitsgefährdend sind.

Um sicherzustellen, dass in unseren Produkten auch Bio-Baumwolle enthalten ist, nutzen wir etablierte Standards, zum Beispiel von Textile Exchange, zur internen Absicherung in unserer Lieferkette. Dies schafft Verlässlichkeit vom Rohmaterial über das Garn bis hin zum Endprodukt.

Um Bio-Baumwolle noch weiter zu stärken, setzen wir zudem auch Baumwolle aus der Umstellungsphase ein. Was das bedeutet? Auf ökologischen Anbau umzustellen, dauert bis zu drei Jahre. Während dieser Übergangszeit befolgen die Bauern die Grundsätze des ökologischen Anbaus, bis die Baumwolle offiziell bio-zertifiziert ist.

FIELD TO FASHION. Mit Empowering Farmers unterstützen wir indische Farmer:innen bei der Umstellung auf biologischen Baumwollanbau. Durch die direkte Verbindung zu den Farm-Kooperativen schaffen wir den Grundstein für eine rückverfolgbare und zertifizierte Lieferkette.

Die Umstellung auf den Bio-Anbau dauert drei Jahre und kann für die Farmer:innen langwierig sein: Die Ernte fällt meist geringer aus, während die Baumwolle in der Übergangsphase noch keinen höheren Bio-Preis erzielt. Mit einer Extrazahlung an die Farmer:innen überbrücken wir diese Lücke. Damit wollen wir sie zur Umstellung ermutigen und ihre Lebensgrundlagen sowie die ihrer Familien stärken. Dadurch honorieren wir auch ihren Beitrag für die Umwelt – denn im Bio-Anbau wird unter anderem auf den Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden verzichtet. Über unseren lokalen Partner erhalten die Farmer:innen außerdem Zugang zu Schulungen, günstigerem Saatgut und Unterstützung bei der Zertifizierung.

Wir verwenden recycelte Baumwolle, um auf bereits genutzte Materialien zurückzugreifen und somit weniger neue Materialien zu produzieren. Die recycelte Baumwolle stammt zum Beispiel aus gebrauchter Kleidung oder Haushaltstextilien. Wir verlassen uns dabei auf etablierte Zertifizierungssysteme, zum Beispiel von Textile Exchange, um sicherzustellen, dass unsere Produkte tatsächlich recycelte Baumwolle enthalten.  

TIERISCHE FASERN & MATERIALIEN
Von Wolle bis Leder

Tierische Fasern und Materialien machen einen kleinen Teil in unserem Produktportfolio aus. Dennoch ist es wichtig, konkrete Vorgaben zu machen, denn hier bestehen insbesondere Risiken für das Tierwohl. Unsere Tierschutzrichtlinie ist die Grundlage unseres Handelns. Tierische Fasern und Materialien, für die wir das Tierwohl nicht sicherstellen können, haben wir aus unserem Produktportfolio ausgeschlossen.

Dazu zählen Echtpelz, Mohair und Angora.

Wolle zählt zu unseren wichtigsten tierischen Materialien. Unsere Tierschutzrichtlinie untersagt den Einsatz von Wolle, die von Schafen stammt, an denen Mulesing praktiziert wurde. Das bedeutet, dass Hautstreifen zur Vorbeugung eines Fliegenbefalls entfernt wurden. Dies geschieht häufig ohne Schmerzlinderung.

Zusätzlich setzen wir Wolle unter Berücksichtigung von Tierwohl-Kriterien sowie recycelte Wolle ein. Dies ist abgesichert durch international anerkannte Standards, zum Beispiel von Textile Exchange.

Unser Ziel: 30% nachhaltigere Wolle im Jahr 2025. 2023 stammten 8% der Wolle im Hauptmaterial aus nachhaltigeren Quellen.

Seit 2021 sind wir der Initiative The Good Cashmere Standard (GCS) beigetreten. Im Mittelpunkt von GCS steht das Tierwohl, um die Haltung der Kaschmirziegen zu verbessern. Darüber hinaus befasst sich der Standard mit sozialen, ökonomischen und ökologischen Kriterien, um das Leben der Farmer:innen positiv zu verändern und negative Umweltauswirkungen zu mindern. Zukünftig wollen wir ganz auf den Einsatz von konventionellem Kaschmir verzichten.

Unser Ziel: 100% nachhaltigeres Kaschmir im Jahr 2025. 2023 stammten fast 70% des Kaschmirs im Hauptmaterial aus nachhaltigeren Quellen.

Unsere Tierschutzrichtlinie untersagt den Einsatz von Federn und Daunen aus Lebendrupf sowie von Gänsen, die für die Stopfmast gehalten wurden.

Seit 2023 setzen wir 100% nachhaltigere Daune ein. Diese ist entweder recycelt oder stammt aus zertifizierten Lieferketten, um eine verantwortungsvollere Beschaffung sicherzustellen.

Gemäß unserer Tierschutzrichtlinie setzen wir ausschließlich Leder ein, das als Nebenprodukt der Fleischproduktion entsteht. Gleichzeitig verbieten wir die Verwendung von Exotenleder und Leder von gefährdeten Arten.

2020 ist unsere Marke LIEBESKIND BERLIN der Leather Working Group (LWG) beigetreten. Dies verschafft uns mehr Transparenz in unserer Leder-Lieferkette.

Seit 2022 setzt LIEBESKIND BERLIN Leder von LWG-zertifizierten Gerbereien ein. Dadurch werden im Gerbe Prozess, der besonders durch den hohen Einsatz von Chemikalien, Wasser und Energie geprägt ist, Ressourcen geschont und Umweltauswirkungen reduziert.

Wir bieten schon heute eine breite Auswahl von Produkten aus nicht-tierischen Materialien an. Unser Ziel ist, dieses Angebot zukünftig noch weiter auszubauen. Um dabei neben der Qualität auch nachhaltige und umweltfreundliche Faktoren zu berücksichtigen, befasst sich unsere Produktentwicklung kontinuierlich mit innovativen Materialalternativen. 

Zellulosebasierte Fasern und Materialien
Zellulosefasern

Zellulosefasern, wie zum Beispiel Viskose, Modal oder Lyocell, werden aus nachwachsenden Rohstoffen, insbesondere Holz, hergestellt. Sie zeichnen sich im Gegensatz zu anderen künstlichen Fasern wie Polyester dadurch aus, dass sie aufgrund ihrer Zellulosebasis biologisch abbaubar sind.

Allerdings verbergen sich Risiken in der Lieferkette im Ursprung der Zellulose, der Rodung von Bäumen und im Aufbereitungsprozess des Materials. Dieser Prozess ist aufgrund des Einsatzes von Chemikalien und des Verbrauchs von Wasser und Energie besonders ressourcenintensiv.

Unser Ziel: 60% nachhaltigere Zellulosefasern im Jahr 2025. 2023 stammten fast 35% der Zellulosefasern im Hauptmaterial aus nachhaltigeren Quellen.

Die LENZING™ ECOVERO™ Viskosefasern von Lenzing stammen aus zertifizierter und kontrollierter Forstwirtschaft und tragen aufgrund ihrer Umweltverträglichkeit das EU Ecolabel. Die Herstellung der LENZING™ ECOVERO™ Fasern hat eine geringere Umweltbelastung als Standardviskose – die Emissions- und Wasserbelastung sind bis zu 50% geringer.

Ähnlich verhält es sich bei der Produktion der Modal- und Lyocellfasern, die unter der Marke TENCEL™ geführt werden. 

Für die Herstellung von Lyocell verwendet Lenzing nicht nur zertifiziertes Holz, sondern auch Stoffreste aus dem Zuschnitt von Baumwollbekleidung der Textilindustrie. Mittels REFIBRA™ Technologie wird das Rohmaterial zu neuen TENCEL™ Lyocellfasern verarbeitet, wodurch sich der Einsatz von Rohstoffen und Energie wesentlich reduzieren. 

TENCEL™, REFIBRA™, LENZING™ und ECOVERO™ sind Marken der Lenzing AG. 

Ebenso ist unser Partner Birla Cellulose™ auf die Gewinnung von Fasern aus Holz spezialisiert. Für LIVAECO™ kommt ausschließlich Holz aus zertifizierter Forstwirtschaft für die Herstellung der Zellulosefasern zum Einsatz. Dies ermöglicht eine Rückverfolgung bis hin zum Ursprung. Im Herstellungsprozess wird im Vergleich zu anderen nicht zertifizierten Naturfasern sowohl der Wasserverbrauch als auch der Ausstoß von Treibhausgasen stark reduziert. 

Synthetische Fasern und Materialien

Polyester

Polyester hat den größten Anteil an unseren synthetischen Fasern und Materialien. Umwelt- und soziale Risiken bestehen hier insbesondere in der Förderung der Rohstoffe, zu denen unter anderem Erdöl gehört. Die eingesetzten Rohstoffe sind nicht erneuerbar. Umso wichtiger ist, dass wir auf weniger neues Polyester zurückgreifen und insgesamt unseren Einsatz an synthetischen Materialien reduzieren.

Indem wir recyceltes Polyester anstelle von neu hergestellten Polyesterfasern nutzen, halten wir die Fasern länger im Stoffkreislauf. Zusätzlich werden keine neu gewonnenen Ressourcen eingesetzt. Das recycelte Polyester wird beispielsweise aus PET-Flaschen hergestellt oder aus Altkleidung gewonnen.

Unser Ziel: 60% nachhaltigeres Polyester im Jahr 2028. 2023 stammten 27% der Polyesterfasern im Hauptmaterial aus nachhaltigeren Quellen.